Stadträtin Weißler (Grüne) will Straßen im Afrikanischen Viertel umbenennen lassen

Rot-Rot-Grün in Mitte: Bürgerbeteiligung unerwünscht?

Der deutsche Afrikaforscher Gustav Nachtigal soll aus dem öffentlichen Gedächtnis getilgt werden. Die rot-rot-grüne Mehrheit in der BVV ignoriert seine Verdienste – und den Bürgerwillen, der die Umbennennung der Straße ablehnt.

Foto: Fridolin freudenfett (Peter Kuley) / CC BY-SA 3.0 / WikipediaFoto: Fridolin freudenfett (Peter Kuley) / CC BY-SA 3.0 / Wikipedia

Bis zum 25. Februar hatten die Anwohnerinnen und Anwohner im Afrikanischen Viertel Gelegenheit, Vorschläge beim Bezirksamt einzureichen, um die Namen der bisherigen Lüderitzstraße und des Nachtigalplatz zu ersetzen. Beide Straßennamen erinnern, so die Kritik der Umbenennungsbefürworter, an Kolonialpolitiker, die heute in ihrem Wirken sehr kritisch gesehen werden und für verbrecherisches Wirken von Deutschen an der afrikanischen Bevölkerung verantwortlich sind.

Doch das Wirken der Deutschen in Afrika lässt sich nicht über einen Kamm scheren. So war beispielsweise Gustav Nachtigal kein Soldat und auch kein Verbrecher, sondern ein anerkannter Forscher. Bei Wikipedia steht, dass Nachtigal „eine der wenigen Persönlichkeiten der Forschungsgeschichte gelten darf, die den Afrikanern nicht als überhebliche, mit Rassenvorurteilen beladene Durchreisende oder als brutale Eroberer gegenübertraten.“

Die CDU Fraktion hat, gerade auch aufgrund der nicht nachvollziehbaren Einordnung Nachtigals als verbrecherischen Kolonialpolitiker, für ein abgewogenes Verfahren geworben. Der Plan der CDU Fraktion sah vor, die Straßen umzuwidmen und nicht schlicht zu tilgen. Hinzu kommt, dass offenbar eine Mehrheit der Anwohnerinnen und Anwohner im Afrikanischen Viertel „ihre“ Straßen gar nicht umbenennen wollen. Aber diese Entscheidungsfreiheit, ob die Straßen überhaupt umbenannt werden sollen, wollen das Bezirksamt und die Fraktionen von SPD, Grünen und Linken den Menschen vor Ort nicht einräumen.

Dieses Verhalten steht in offenem Widerspruch zum eigenen Anspruch: Die sonst so lautstarken Befürworter von mehr Bürgerbeteiligung wollen in dieser Frage die Bürger nicht hören. Die Anwohnerinnen und Anwohner werden einmal mehr vor vollendete Tatsachen gestellt. Entscheiden über die neuen Straßennamen wird übrigens eine Jury aus Bezirksamtsvertretern, der BVV, der afrikanischen-postkolonialistischen Community und weiteren Initiativen. Eine Chance für echte Bürgerbeteiligung wurde leider auch hier von Stadträtin Weißler mutwillig verspielt.

Foto: Fridolin freudenfett (Peter Kuley) / CC BY-SA 3.0 / Wikipedia